Für das Mothes Karree in Bilk wurde der Grundstein gelegt. Im Vorjahr lag die Baustelle lange still, mit dem Einstieg der Tecklenburg-Gruppe lief es dann.
Mit dem Einstieg der Tecklenburg-Gruppe lief es dann, am Donnerstag wurde für das neue Wohnquartier Mothes-Karree, das dort schon lange geplant ist, der Grundstein gelegt.
Dieser Standort atmet geradezu Industriegeschichte. An der Suitbertusstraße gab es lange einen Holz- und Metallverarbeitungsbetrieb, ab 1937 produzierte dann Max Mothes hier Schraubern und Muttern. Der Betrieb wuchs auf sechs Hallen plus einem dreistöckigen Bürogebäude an – und irgendwann wurde das Grundstück zu klein. Mothes zog nach Neuss.
Ein Boulevard mitten im Mothes-Karree
Innenhof Die zweizügige Bebauung besteht aus zehn Hauseinheiten mit je fünf bis sieben Wohnungen. Die Häuser werden zweigeschossig plus Staffelgeschoss errichtet und münden in begrünten Höfe. Vorderhaus und Hofbebauung werden durch einen Boulevard verbunden.
Die Eigentümerfamilie Vitenius, Nachfahren des Unternehmers Mothes, wollte stattdessen Wohnraum realisieren, auch günstigen, aber das dauerte. Eine Zwischennutzung sollte die Zeit überbrücken, und diese bekam schnell Kultstatus: Sechs Jahre lang zog die Veranstaltungsstätte BouiBoui bis Ende 2019 viele Menschen zu Flohmärkten oder kulturellen Events an. Insgesamt waren es mehr als eine Million Menschen, wie Ulrich Vitenius zu berichten weiß.
Lange musste der auf eine Baugenehmigung warten, vieles gab es zu bedenken, zu überarbeiten in diesem Innenhofareal mit unmittelbarer Nachbarschaft. „Das war ebenso herausfordernd wie zeitaufwendig für uns”, so Vitenius. Und als es dann endlich losging, gab es eben wieder die eingangs genannten Probleme, dem Vernehmen nach Verzögerungen wegen eines Objekts, das die Zufahrt blockierte und nicht im Besitz der Bauherrn war. Aber auch die hohen Baukosten und die starke Auslastung von Baufirmen sollen das Projekt gefährdet haben. Ursprünglich sollten die Mothes-Wohnungen schon 2019 fertiggestellt sein.
Für Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) handelt es sich bei dem Mothes-Karree, wie der Name des neuen Wohnquartiers lautet, in mehrfacher Hinsicht um ein Vorzeigeprojekt. Zwar sind es größtenteils Eigentumswohnungen (58) mit einer Wohnfläche von 60 bis 130 Quadratmetern, die gebaut werden, dazu kommen zwei Stadthäuser. „Aber es wird in dem Vorderhaus eben auch elf geförderte Mietwohnungen geben”, erinnerte Keller. Die Eigentümer bestanden darauf, obwohl das städtische Handlungskonzept Wohnen, das einen Anteil an Sozialwohnungen vorschreibt, bei diesem Projekt nicht gegriffen hätte. Von sieben Euro pro Quadratmeter ist die Rede. Das Vorderhaus, das in einem zweiten Schritt an der Suitbertusstraße errichtet und somit die vorhandene Baulücke schließen wird, soll dann auch im Besitz der Familie Vitenius bleiben.
Wir brauchen jede Wohnung, gerade in Bilk mit seinen mehr als 120.000 Einwohnern, das sind mehr als in Bottrop”, zog Keller einen anschaulichen Vergleich. Er lobte auch die Art der Zwischennutzung, die Kritik daran, dass sie eben nur auf Zeit angelegt war, kann er aber überhaupt nicht nachvollziehen: „Ein Bauherr hat auch ein Recht darauf, zu bauen.”
An der Suitbertusstraße sollen nun ab Ende 2024 vor allem junge Familien, Berufstätige und Senioren ein neues Zuhause finden. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn wir ein Projekt an einem Standort mit derart interessanter und langer Geschichte realisieren”, sagte Herrmann Tecklenburg, geschäftsführender Gesellschafter der Tecklenburg Gruppe. „Dieses Projekt steht geradezu sprichwörtlich für den städtischen Wandel: Wo einst produziert und gehandelt wurde, entsteht nun neuer Lebensraum – urban, mitten in der Stadt und doch als eine Art grüne Oase”, so Tecklenburg.
Autor: Marc Ingel (RP)